8 Regeln für den totalen Stillstand

8 Regeln für den totalen Stillstand

Ich habe gerade mal einen alten Beitrag wieder ausgegraben:

nach Prof. Peter Kruse: 8 Regeln für den totalen Stillstand

1. Führungskräfte müssen sich raus halten oder alles im Griff haben. Am wirksamsten sind beide Methoden, abwechselnd

2. Diskussionen über Veränderungen nur auf der informellen Ebene führen – produzieren Sie Gerüchte

3. Möglichst viele Dinge gleichzeitig tun – Verbreiten Sie Operative Hektik

4. Installieren Sie umfassenden Wettbewerb – nur der Einsatzbereiteste überlebt

5. Suchen Sie nach den Verursachern der Probleme, finden Sie heraus, wer wirklich Schuld ist

6. Diskutieren Sie nicht öffentlich über bestehende Regeln

7. Beschlüsse sollten auf der formellen Ebene möglichst schnell konsensfähig sein, um dann informell schnell in Frage gestellt zu werden

8. Die Veränderungsgeschwindigkeit auf der Beschlussebene sollte stets größer sein, als auf der Umsetzungsebene

Erst nach 2 Jahren Pandemie wissen wir, wie Recht er hatte:

Wer immer noch nicht genug hat:

„Nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum entsteht dann, wenn in diesen Netzwerken sogenannte industrielle Ökosysteme entstehen, in denen sich die wirtschaftlichen Aktivitäten einzelner Unternehmen durch Synergien gegenseitig verstärken“, sagte Prof. Peter Klimek von der Universität Wien.

Die Experts-Group Kooperation und Netzwerke lud daher am 28.4.2022 zu einem gemeinsamen Abend unter dem Titel „Von der Komplexität zur Kooperation“ ein.

Keynote: Prof. Peter Klimek 

Peter Klimek ist Assoziierter Professor am Institut für Wissenschaft Komplexer Systeme an der Medizinischen Universität Wien und Fakultätsmitglied des Complexity Science Hub Vienna. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Entwicklung neuer Methoden zur komplexen Analyse und Modellierung riesiger Datenmengen („Big Data“) in der Medizin mit dem Ziel, die Gesundheit von Patientinnen und Patienten zu verbessern und die Effizienz und Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems zu steigern. Nach dem Doktorat in theoretischer Physik habilitierte er mit der Modellierung von systemischem Risiko, Computational Social Science sowie der sozioökonomischen Folgenabschätzungen neuer Technologien. Er ist Teil des Obersten Sanitätsrats und des COVID-Prognose-Konsortiums im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz und wurde für seine Tätigkeiten als Wissenschaftler des Jahres 2021 und mit dem Paul-Watzlawick-Ehrenring ausgezeichnet. „Es freut uns riesig, dass wir Peter Klimek für diesen Abend gewinnen konnten“, sagte der neue Bundessprecher der Experts-Group Mag. Martin Seibt, MSc.

Prof. Peter Klimek zu seiner Keynote: „In der Komplexitätsforschung entwickeln wir mathematische und statistische Modelle – getrieben von kleinen oder großen Datensätzen – um solche Systeme und ihr Verhalten zu quantifizieren, verstehen und letztendlich besser handhabbar zu machen, wie wir anhand von rezenten Beispielen aus der Forschung zeigen werden.“ 

Welche Fähigkeiten jetzt im Management gefragt sind

Welche Fähigkeiten jetzt im Management gefragt sind

Die Bedürfnisse von Arbeitnehmern haben sich verändert. Das verlangt nach einer neuen Führungskultur.

Unsicherheit, Einschränkungen und Remote Work prägen den Alltag in den Unternehmen. Soft Skills der Führungskräfte sind dabei besonders wichtig, schreibt Gudrun Ostermann am 20. September 2021, im Standard.

https://www.derstandard.at/story/2000129746356/welche-faehigkeiten-jetzt-im-management-gefragt-sind

Für hybrides Führen brauche es vor allem gute Kommunikations-Skills, sagt Expertin Michaela Kreitmayer. Die Wirtschaft erholt sich. Aber die Pandemie ist noch nicht vorbei. Mit wirtschaftlichen Einschränkungen ist weiterhin zu rechnen. Fest steht: Schon jetzt hat Corona deutliche Spuren in der Arbeitswelt hinterlassen und Führungskräfte vor neue Aufgaben gestellt. Viele davon werden auch in Zukunft bleiben. Es sind vor allem Soft Skills, die Manager und Managerinnen jetzt brauchen, um in turbulenten und unsicheren Zeiten reüssieren zu können, sagen Anbieter von Executive Education.

Die vier wichtigsten Gründe für den Austritt aus den Unternehmen sind: die Führung (19%), das Gehalt (18%), die Aufstiegsmöglichkeiten (17%) und zu wenig positive Mitarbeitererlebnisse (13%). Das hat das Internationale Management- und Strategieberatungs-Unternehmen Deloitte, noch vor der Pandemie, in einer Analyse festgestellt.

Grundbedürfnisse der Mitarbeiter

Gerald Hüther und Sebastian Purps-Pardigol definieren in ihrem Buch „Führen mit Hirn“ zwei Grundbedürfnisse des Menschen:

  • Zugehörigkeit – Menschen möchten sich verbunden fühlen.
  • Entfaltung und Gestaltung – Menschen möchten sich einbringen.

Je mehr die Zusammenarbeit also auf remote und digital setzt, um so mehr Nähe braucht es auf der anderen Seite. Die Führung muss also die Balance zwischen strategischer Ausrichtung und Mitarbeiter*innen-Kultur schaffen. Zudem ist es wichtig, ein Klima des Vertrauens aufzubauen und zu erhalten.

siehe auch:
https://www.port41.at/artikel/mitarbeiterzufriedenheit—so-finden-und-halten-sie-gute-mitarbeiter
https://www.port41.at/artikel/digital-und-virtuell-fuehren—wie-fuehrung-ueber-distanz-gelingen-kann

Vieles ausprobieren

„Entscheidungen unter Unsicherheit, die Kommunikation und der Austausch zu diesen Themen mit den Mitarbeitern gehören schon immer zu den Kernaufgaben von Führungskräften“, sagt Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy. Zusätzlich zu diesen Themen sei seit der Pandemie noch der Aspekt von New Work dazugekommen. Für sie war das letzte Jahr in gewissem Sinn ein „Realexperiment“. Führungskräfte mussten – und konnten – vieles ausprobieren, rasch ändern und anpassen, inhaltlich neue Herausforderungen angehen. Daran konnte viel gelernt und erprobt werden. Jetzt gehe es darum, dieses „rapid prototyping“ mit den Erfahrungen des vergangenen Jahres in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Neben Entscheidungskraft, Mut und Resilienz gehört für Stöttinger auch ein hohes Maß an Empathie zu den Erfolgsfaktoren von Führungskräften.

„Führungskräfte sind mehr denn je gefordert, als Vorbild zu wirken, Orientierung zu geben und Authentizität zu leben. Die Unplanbarkeit wird zur bleibenden Konstante, Agilität und ein Sowohl-als-auch-Approach sind gefordert“, sagt Susanne Herzog, Leiterin der Executive Education des MCI. Neben der Stärkung der sozialen Kompetenzen wird bei den Weiterbildungsprogrammen verstärkt auch das Thema Digitalisierung nachgefragt. Interdisziplinäres Denken und Vernetzen gehören zu allen Programmen der Executive Education genauso wie die unmittelbare Reflexion und die nachhaltige Anwendung

Dafür bräuchten Führungskräfte gute Antennen, um erkennen zu können, wenn jemand überfordert ist, um verstecktes Konfliktpotenzial auch im virtuellen Raum zu entdecken. Wichtig dabei sei es, auch heikle Themen in einem virtuellen Setting anzusprechen, so Kreitmayer. (Gudrun Ostermann, 20.9.2021)

Führung ist gelungene Kommunikation

Nimmt man all die genannten Herausforderungen, die auf Führungskräfte in der nahen Zukunft zukommen, dann wird ganz schnell klar, dass es letztendlich nur ein wirksames Mittel von Führung gibt: Gelingende Kommunikation.

Die e-learning Group bietet in zahlreichen Lehrgängen das Thema an – ich habe mich mit einem Skriptum daran beteiligt.

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Emotionale Intelligenz ist nicht mit Geld aufzuwiegen

Emotionale Intelligenz ist nicht mit Geld aufzuwiegen

Wenn man die Diskussion um die Arbeitsmarktpolitik in Österreich verfolgt, erlebt man ein wunderbares Beispiel von Oberflächlichkeit und Kosmetik-, bzw. Symptompolitik.

Sowohl der Chef des Arbeitsmarktservice (Karl-Heinz-Kopf), wie auch der österreichische Arbeitsminister (Martin Kocher) überlegen, die Zuverdienstmöglichkeit für Bezieher*innen von Arbeitslosengeld zu streichen. https://oe1.orf.at/player/20210826/648972/1629972150000

https://www.derstandard.at/story/2000129177993/ams-chef-kopf-will-dass-arbeitslose-keine-nebenjobs-mehr-annehmen

Prinzipiell ein spannender Gedanke, der aus dem Bedarf erwächst, Arbeitslose zu motivieren, schlecht bezahlte Jobs anzunehmen. Allerorts mangelt es an Arbeitskräften. Selbst in der Gastronomie sind die armen Wirte schon gezwungen, einen Ruhetag einzuführen, weil ihnen Personal fehlt. „Das Gasthaus Bachwirt in Knittelfeld ist für das urige Ambiente und den schattenspendenden Gastgarten bekannt. Seit der Eröffnung 1994 hat es – mit Ausnahme des Lockdowns – 365 Tage im Jahr für seine Gäste geöffnet.  Doch nun hat man einen Beschluss gefasst: „Ab dem 29. August werden wir vorläufig sonntags geschlossen haben“, sagt Juniorchefin Tanja Hölzl. Obwohl es einer der umsatzstärksten Tage sei, mache der Personalmangel die Einführung eines Ruhetages unausweichlich.“ https://www.kleinezeitung.at/steiermark/murtal/6023598/Wirtin-ueber-Personalmangel_Unser-Sozialsystem-ist-zu-grosszuegig

Lernen Sie Psychologie!

Schon 1959 hat der amerikanische Professor für Arbeitswissenschaft und klinischer Psychologie, Frederik Herzberg, in seiner Zwei-Faktoren-Theorie den Unterschied zwischen Hygienefaktoren und Motivationsfaktoren deutlich gemacht.

Die Zwei-Faktoren-Theorie (auch Motivator-Hygiene-Theorie) von Frederick Herzberg (1959) ist eine Inhaltstheorie zur Motivation, speziell der Arbeitsmotivation. Wie der Name sagt, unterscheidet Herzberg genau zwei Arten von Einflussgrößen. Zum einen Faktoren, die auf den Inhalt der Arbeit bezogen sind (Motivatoren), und zum anderen Faktoren, die auf den Kontext der Arbeit bezogen sind (Hygienefaktoren). Zu den Inhaltsfaktoren gehören z. B. Verantwortung zu tragen oder Anerkennung zu erwerben; die Kontextfaktoren können die Bezahlung und äußere Arbeitsbedingungen sein.

Zufriedenheit und Unzufriedenheit stellen hier aber nicht die beiden äußersten Ausprägungen einer Eigenschaft dar, sondern sind als zwei unabhängige Eigenschaften zu betrachten. Die „Hygienefaktoren“ (unzufrieden – nicht unzufrieden) sowie die „Motivatoren“ (nicht zufrieden – zufrieden) repräsentieren diese beiden Bereiche. Der Theorie nach müssen beide Ausprägungen vorhanden sein, um Arbeitszufriedenheit zu erleben. https://de.wikipedia.org/wiki/Zwei-Faktoren-Theorie_(Herzberg)

Erfolgserlebnisse, Anerkennung, die Arbeit selbst, Verantwortungsgefühl, Fortschritt und Wachstum sind Faktoren, die zu Zufriedenheit führen. Firmenpolitik und Verwaltung, Technische Kompetenz der Vorgesetzten, Persönliche Beziehung zu den Vorgesetzten, Arbeitsbedingungen und auch das Einkommen, sind Faktoren, die zu Unzufriedenheit führen. Dies ist in der Zwischenzeit auch neurobiologisch vielfach nachgewiesen worden. So wie Motivationsfaktoren nie zu Unzufriedenheit führen können, halt einfach nicht vorhanden sind, können Hygienefaktoren nicht zu Zufriedenheit führen.
Mehr Geld macht also nicht glücklich, sondern es ist die Unternehmenskultur, die motiviert.

Ich motiviere also Arbeitslose nicht, schlecht bezahlte Jobs anzunehmen, indem ich ihnen etwas wegnehme, sondern indem die Chefs, Unternehmer, Gastwirte, … Rahmenbedingungen schaffen, in denen sich die Mitarbeiter*innen wohlfühlen.

Gehen wir aber in dieser Diskussion noch einen Schritt weiter: Geld ist nach der Maslow´schen Motivationstheorie eher im Bereich der Sicherheitsbedürfnisse, die Nahrungsmittel, die wir uns davon kaufen, im Bereich der physiologischen Grundbedürfnisse zu finden.

Der ORF Journalist Armin Wolf hat schon vor 6 Jahren in einem wunderbaren facebook posting über die Sicherheit nachgedacht, die nicht wiederkommt. Er schreibt darin: „Es geht gar nicht konkret um die 1970er, sondern um ein Lebensgefühl. Um die Übersichtlichkeit von damals, die Ordnung und die alltägliche Grundsicherheit – dass es Arbeit gibt und die Wirtschaft wächst, dass Papa nächstes Jahr mehr verdienen wird als heuer und in fünf Jahren noch mehr, dass man sich keine grundsätzlichen Sorgen machen muss. Und völlig klar war, dass es den Kindern einmal besser gehen wird – jedenfalls aber nie wieder so schlecht wie unseren Großeltern oder Eltern, die einen Krieg und die große Not danach erleben mussten. Das Wirtschaftswunder war in den 1970ern schon vorbei, das Land wieder aufgebaut, es herrschte „Vollbeschäftigung“ … Heute haben sehr viele Menschen Angst vor der Zukunft. Fast eine halbe Million ist arbeitslos, wer nicht selbst betroffen ist, kennt jemanden und fast jeder merkt, wie der Druck am Arbeitsplatz steigt. Wer über Mitte 40 ist, macht sich häufig Sorgen um den eigenen Job, auch in Branchen, in denen das früher nicht so war – und vor allem um die Zukunft seiner Kinder. Dass die es mal besser haben werden, ist keineswegs gewiss, in vielen Mittelschichtfamilien sogar eher fraglich.
In den Nachrichten laufen bad news ohne Ende, alleine gestern: Terror in Bangkok, wieder Kämpfe in der Ukraine, IS-Offensive in Syrien, Griechenland-Milliarden und Asylkrise, Flüchtlinge, Zuwanderer …“

Als Armin Wolf dieses Beitrag 2015 schrieb, wusste er noch nichts von Covid-19. Nichtdestortrotz trifft er den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf. Die fortschreitende Digitalisierung (beschleunigt durch die Corona Krise) verändert Arbeitsmarkt und Gesellschaft.

Es wäre also längst an der Zeit über neue Formen von Arbeit nachzudenken, wie es Frithjof Bergmann, beginnend mit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts getan hat. Da das „Job-System“ an seinem Ende sei, habe die Menschheit die Chance, sich von der Knechtschaft der Lohnarbeit zu befreien. Zentrale Werte der „Neuen Arbeit“ seien Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an Gemeinschaft. Diese solle aus drei etwa gleichen Teilen bestehen: Erwerbsarbeit, „smart consumption“ und „High-Tech-Self-Providing“ (Selbstversorgung auf höchstem technischem Niveau) sowie „Arbeit, die man wirklich, wirklich will“. https://de.wikipedia.org/wiki/Frithjof_Bergmann#Thesen

Oder, wie ich in einem posting von Manfred Prantner entdeckt habe:

Richard David Precht: Eine andere Gesellschaft – Regeln für die Menschlichkeit
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Jeder spürt, dass unsere Welt sich rasant verändert. Die Digitalisierung wichtiger Lebens- und Arbeitsbereiche wird auch unsere Gesellschaft in unvorstellbarem Ausmaß verändern. Der deutsche Philosoph und Publizist Richard David Precht rechnet mit einer künftigen Gesellschaft, bei der es weniger um Lohnerwerbsarbeit geht, als mehr um die Frage, was Menschen wirklich arbeiten wollen. Es wird wieder eine andere Form von Gesellschaft geben, die vielleicht strukturell ähnlich ist wie das alte Griechenland. Der freie griechische Mann war deswegen ein freier Mann, weil er nicht gearbeitet hat. Gearbeitet haben die Frauen, die Sklaven und die Ausländer. Die Frauen, die Sklaven und die Ausländer der Zukunft werden in vielen Bereichen die Roboter und Computer sein.
Es bleibt die Frage, wovon wir leben, wenn Roboter und Computer uns die Arbeit abnehmen. Der Philosoph hat auch darauf eine Antwort, er ist ein Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens von etwa 1400 Euro, finanziert über eine Finanztransaktionssteuer. Damit der Arbeitsanreiz erhalten bleibt, stellt er sich vor, dass das Grundeinkommen steuerlich nicht angerechnet wird. Dann könnte man 800, vielleicht 1000 Euro im Monat steuerfrei dazu verdienen. Eine Krankenschwester, die halbtags arbeitet, käme dann mit dem Grundeinkommen auf 2500 Euro netto – wesentlich mehr als heute. Das wäre ein Anreiz, den Beruf zu ergreifen.
Es wäre wirklich schön, wenn sich die österreichischen Unternehmer*innen, die österreichische Politik, … sich endlich mal darüber Gedanken machen würde, wie wir ein emotional intelligentes Unternehmertum etablieren und so neuen Formen von Arbeit und Sicherheit möglich machen könnten.

 

Literatur:

Bergmann, Frithjof (2017): Neue Arbeit, Neue Kultur. Arbor Verlag.

Purps-Pardigol, Sebastian (2015): Führen mit Hirn. Campus Verlag, Frankfurt

Rosenow, Jens (2006): Motivation: Theorie und Praxis nach der Zweifaktoren-Theorie nach Herzberg. Studienarbeit. Grin Verlag

Seibt, Martin (2019): Mitarbeiterzufriedenheit 4.0: Kooperative Führung im Zeitalter der Digitalisierung, bookboon Verlag.

 

Virtuelle Führung? Wie Führung über Distanz gelingen kann

Virtuelle Führung? Wie Führung über Distanz gelingen kann

Komplexität macht Angst, das ist neurobiologisch gut nachvollziehbar. Je mehr Cortisol in unserem Blutkreislauf zirkuliert, um so mehr Oxytocin braucht es, um dieses wieder abzubauen. Oxytocin wird als “Bindungshormon” gebildet, wenn wir in intensiven, emotional erfüllenden sozialen Kontakten sind. Führung muss darauf Rücksicht nehmen, will sie nicht die Mitarbeiter mit burnout Symptomen verlieren. 

Wenn uns die Covid-19 Pandemie eines aufgezeigt hat, dann ist es unser Umgang mit Krisen und Komplexität. Unser Verhalten in den letzten Monaten zeigt wunderbar auf, wie wir persönlich und im Unternehmen mit Krisen umgehen. Eine Krise ist eine schwierige Lage, Situation, Zeit [die den Höhe- und Wendepunkt einer gefährlichen Entwicklung darstellt]; Schwierigkeit, kritische Situation; Zeit der Gefährdung, des Gefährdetseins, so der Duden. Krisen sind meist dadurch gekennzeichnet, dass Sie eine Situation darstellen, die wir nicht kennen, in der viele Aspekte neu sind, manche noch gar nicht bekannt, Auswirkungen und Zusammenhänge unklar bleiben. Das gleiche gilt für Komplexität. Wir können somit eine Krise durchaus mit einer komplexen Situation vergleichen. “Corona” war also beides Krise und Musterbeispiel für eine komplexe Situation. In heftigen Krisen kommt dann auch noch eine Portion Angst (Angst vor der Krankheit, Existenzangst, Angst den Arbeitsplatz zu verlieren, …) dazu, was den Umgang nicht einfacher macht. Es ist also auf eine einfache Formel zu bringen: 

Krise = Komplexität + Angst

Dietrich Dörner beschreibt in seinem Buch „Die Logik des Misslingens“ Komplexität in wunderbar einfachen Worten:  

„… dass ein Akteur in einer komplexen Handlungssituation einem Schachspieler gleicht, der mit einem Schachspiel spielen muss, welches sehr viele … Figuren aufweist, die mit Gummifäden aneinander hängen, sodass es ihm unmöglich ist, nur eine Figur zu bewegen. Außerdem bewegen sich seine und des Gegners Figuren auch von allein, nach Regeln, die er nicht genau kennt oder über die er falsche Annahmen hat. Und obendrein befindet sich ein Teil der eigenen und der fremden Figuren im Nebel und ist nicht oder nur ungenau zu erkennen.“

Dörner beschreibt vier Eigenschaften von Systemen, die wohl in jedem Unternehmen zu finden sind. 

  • Komplexität : Es sind immer mehrere handelnde Personen am Werk, aktiv steuern kann ich aber nur eine Person, mich selbst. Wir können das Verhalten anderer Personen nur indirekt steuern, indem wir unser Verhalten verändern. Selbst wenn ich andere Personen um ein konkretes Verhalten bitte, ist dies ein Verhalten von mir.
  • Vernetztheit : Alle handelnden Personen sind direkt oder indirekt miteinander vernetzt. Es bestehen Abhängigkeiten durch Organisations- und Abteilungszugehörigkeit, Hierarchien, Verträge … oder auch persönliche Interessen.
  • Dynamik: Aufgrund der Eigeninteressen der handelnden Personen bewegt sich das System auch ohne unser Zutun.
  • Intransparenz: Wir sehen nur selten das ganze System auf einen Blick, klammern oft wichtige Faktoren aus oder haben falsche Annahmen, die handelnden Personen und die Systemgrenzen betreffend

Dietrich Dörner beschreibt nicht die Covid-19 Krise, sondern wie am Erscheinungsdatum des Buches zu erkennen ist, ganz normal komplexe Situationen. Neu hinzu kommt nun, das die Zusammenarbeit mehr und mehr über Distanz verläuft. Home Office, Dezentrale Teams, international agierende Unternehmen gibt es schon lange, durch die notwendige Distanz in der Pandemie wurde eine Entwicklung beschleunigt, die durch den Megatrend Digitalisierung schon vorgezeichnet war. Daher titelt dieses Kapitel auch “Virtuelle Führung”, wenngleich der Titel der Tatsache nicht gerecht wird. Führung ist nicht virtuell, Führung ist real, ob sie passiert oder auch nicht passiert, wie auch immer sie im Detail gelebt wird, die Wirkung auf die Mitarbeiter*innen ist real. Auch wenn das Medium, über das die Führungskommunikation läuft, digital ist. Nichts in unserer Zusammenarbeit ist virtuell, die Fehler, die passieren sind es nicht und auch die Erfolge nicht, die Konflikte sind genau so real, als ob sie im Büro passieren würden. Vielleicht ist die Auswirkung sogar noch schlimmer, weil eine abmildernde Geste oder auch ein deeaklierender Kollege fehlen. 

John-Dylan Haynes (1) spricht von zwei Herausforderungen, um mit Komplexität umzugehen. Erstens der “Stationaritätsannahme”. Wir Menschen nehmen an, dass es Morgen genau so wird, wie es heute ist. Und zweitens: Um mit Komplexität umzugehen, müssen wir extrem vereinfachen. Komplexität lebt aber von Exponentiellen Entwicklungen, Ambiguität, Latenzen und Trägheit sowie unerwarteten Effekten. Eine repräsentative Auswahl zur Vereinfachung ist nahezu unmöglich.  Vor allem aus dem Grund, weil wir in der Schule die “Mathematik der Gewissheit” und nicht die “Mathematik der Ungewissheit lernen. 

Wir können also mit Krise, Komplexität und Dynamik nur sehr schwer umgehen. Dies verursacht bei uns Unsicherheit und mit Unsicherheit kann wiederum unser Gehirn schwer umgehen. Jegliche Form von Unsicherheit löst bei uns im Gehirn eine Vorsichts-, Angst- oder Panikreaktion aus. Diese wiederum löst die neurobiologische Stressreaktion aus, die die Aufmerksamkeit auf die Gefahr und die notwendige Energie für Angriff, Erstarrung oder Flucht bereitstellen soll. Als erster Neurotransmitter tritt Adrenalin in Aktion. Einmal ins Blut ausgeschüttet, vermittelt Adrenalin eine Herzfrequenzsteigerung, einen durch Blutgefäßverengung bewirkten Blutdruckanstieg und eine Bronchiolenerweiterung. Das Hormon bewirkt zudem eine schnelle Energiebereitstellung durch Fettabbau sowie die Freisetzung und Biosynthese von Glucose. 

Für die länger andauernde Stressreaktion ist dann Cortisol zuständig. Es aktiviert katabole (= abbauende) Stoffwechselvorgänge und stellt so dem Körper energiereiche Verbindungen zur Verfügung. Seine dämpfende Wirkung auf das Immunsystem ist langfristig gesundheitsschädlich. 

Im Körper des Menschen stehen dem Stressverarbeitungssystem zwei weitere Systeme gegenüber: Das interne Beruhigungssystem und das Bindungssystem. Das interne Beruhigungssystem ist überwiegend durch den Neuromodulator Serotonin bestimmt. Er hat mitunter eine beruhigende Wirkung und ist so als Gegenspieler von Cortisol von Bedeutung. Der zweite Gegenspieler von Cortisol ist das Neuropeptid Oxytocin, das Bindungshormon. Hierdurch werden Soziale Emotionen und Verhaltensweisen aller Art begünstigt, einschließlich Vertrauen und Empathie gegenüber angenehmen Sozialkontakten. Die Ausschüttung von Oxytocin fördert meist auch eine Ausschüttung von Serotonin. Es hat jedoch auch selbst stressmindernde Funktion (2)

Hier wird Führung wichtig: Je mehr auf Distanz gearbeitet wird, umso wichtiger ist die Nähe durch die Führungskraft. Gerald Hüther spricht von zwei Grundmotivationen des Menschen “Verbundenheit” und “Entfaltung und Gestaltung”. Verbundenheit ist die Primärerfahrung eines jeden Menschen, weil er ganz am Anfang seiner Existenz, ohne verbunden zu sein, nicht hätte überleben können. Dieses Grundbedürfnis wird er nie wieder los.

Faktoren, die Mitarbeiter*innen Sicherheit geben.

Wie kann nun Führung durch digitale Medien diese Verbundenheit leben. Ein erster Gedanke wäre vielleicht, am Anfang ein paar freundliche Worte sprechen, fragen, wie es geht, aber dann geht’s zur Sache. Als Chef bin ich ja nicht fürs Wohlbefinden meiner Mitarbeiter*innen zuständig. Weit gefehlt. Zuständig nicht, aber es zahlt sich aus, denn glückliche Menschen haben Erfolg (3).

Was können wir also tun?

Mehr Ehrlichkeit, positive Fehlerkultur, die Angst nehmen und Zuversicht zeigen. 

  •       Mehr Ehrlichkeit: Ehrlichkeit signalisiert Nähe, Floskeln sind distanziert. In komplexen Situationen kann ich auch als Chef nicht alles überblicken. Jede Entscheidung ist besser als keine Entscheidung, stehen sie zu Ihren Entscheidungen, auch wenn Sie mal falsch sind.
  •       Positive Fehlerkultur: Ein Fehler ist erst ein Fehler, wenn man ihn zum zweiten Mal macht. Davor ist er ein Lerngutschein. Leben Sie diese Fehlerkultur als Vorbild vor.
  •       Angst nehmen: Menschen wählen nicht das, was sie am liebsten haben, sondern Menschen wählen das, was sie am wenigsten fürchten (4). Nehmen Sie ihren Mitarbeiter*innen die Ängste.
  •       Zuversicht zeigen: Menschen vergessen das Gesagte, aber sie erinnern das Gefühl. Signalisieren Sie ein gutes Gefühl, ein Vertrauen in Ihre eigenen Entscheidungen und in die Zukunft.

Bei diesen vier Aspekten ist es völlig egal, ob sie digital oder face to face passieren.

Diese vier Aspekte machen den Menschen in uns aus, denn wenn wir als Chef auch noch Mensch sind, ist die Nähe inkludiert, wenn wir durch unsere Führung Unsicherheit absorbieren, haben die Mitarbeiter*innen den Kopf frei für Ihre eigentliche Aufgabe. Bringen wir es noch mal auf eine einfache Formel.

Komplexität – Unsicherheit = Chance

 

Weiterführende Literatur: Mitarbeiterzufriedenheit 4.0 Kooperative Führung im Zeitalter der Digitalisierung, London/Kopenhagen, M.Seibt (2019)

Quellen:

(1) Haynes, John-Dylan (2020): Komplexität und Dynamik: Warum uns Vorhersagen so schwer fallen. Vortrag im Rahmen des AFNB Kaminabends, 3.11.2020.

(2) Roth, Gerhard und Nicole Strüber (2014): Wie das Gehirn die Seele macht. Klett-Cotta

(3) Oswald/Proto/Sgrogi in Happiness and Productivity, 2015, S 789-822, 33:4, Journal of economics

(4) Nasher, Jack (2020): Menschen beeinflussen: So lenkst du die Meinung anderer. Gedankentanken: https://youtu.be/4V0NNZzNrx4

Heute schon einen Prozess optimiert?

Heute schon einen Prozess optimiert?

Nachricht des ei-instituts:
„Wir wissen auch nicht, wie wir die Zukunft meistern, aber sicher nicht, in dem wir weiter Prozesse optimieren“, sagt Martin Seibt. Aber eines ist sicher: Krisen wirken wie eine Schocktherapie, in der Heilsames entsteht, so dass das Deutsche Zukunftsinstitut (www.zukunftsinstituts.de). Gunter Dueck zeigt auf, wie es nicht geht: „Menschen werden zu Human-Ressourcen degradiert, die möglichst nur noch feste Skripte mit den Kunden tauschen. Das Persönliche verschwindet“. Das neue Buch von Gunter Dueck zeigt in wunderbar provokanter Art neue Perspektiven von kollektivem Missmanagement. Martin Seibt hat das Buch gelesen:

Heute schon einen Prozess Optimiert - BuchcoverDer Effizienzwahn frisst die Menschen, sagt Gunter Dueck. Sie werden durch Automaten ersetzt oder gehen im Effizienzdruck unter und haben weder Zeit noch Muße für innovatives Denken. Das Management besteht weitgehend aus Controller-Typen, die nur auf die Kosten schauen, und aus Pacesettern, Menschenschindern. Die Rundumschläge Duecks mögen etwas einseitig und polemisch wirken, in jedem Fall sind sie kraftvoll, eloquent und enthalten mehr als nur ein Körnchen Wahrheit.

Text aus: www.getabstract.com
Zum Buch: https://www.amazon.de/

Zusammenfassung:
Das Management setzt auf Effizienzsteigerung statt auf Innovation. Große Veränderungen wie die Digitalisierung oder der Klimawandel sind wie ein unaufhörlicher Regen: Banken fürchten um ihr Geschäftsmodell, Dieselmotorproduzenten um ihren Treibstoff.
Es regnet weiter. Was tut das Management? Es baut Roboter, verlagert die Arbeit in Billiglohnländer, steigert die Effizienz. Anstatt Schiffe zu bauen, baut es Deiche. Doch was nützen Dämme, wenn die Sintflut kommt?

„Das Effizienzstreben ist in einen neurotischen Effizienzwahn umgeschlagen. Dieser kennt nur eine Lösung: Noch mehr Effizienz. Noch mehr vom Gleichen.“ Der Effizienzwahn versetzt die Mitarbeiter in Angst. Ihre Arbeit wird verdichtet und computerisiert. Sie werden zu austauschbaren, anonymen Ressourcen. Der Ausspruch „Die Mitarbeiter sind unser höchstes Gut“ besagt nur, dass man sie als Eigentum des Unternehmens betrachtet. Die Mitarbeiter haben Angst vor Fehlern. Sie befürchten, ausgelagert oder gekündigt zu werden. Die Qualität der Arbeit leidet. In diesem Klima wagt niemand etwas Neues. Keiner baut Schiffe.

In den Führungsetagen dominieren zwei Managertypen: Controller und Pacesetter.
Das einzige Streben des Managements ist, dass die Mitarbeiter möglichst viel arbeiten. Es dominieren zwei Typen von Managern: der introvertierte Controller-Typ und der extravertierte Pacesetter. Controller sind zuverlässig und sparsam. Sie legen viel Wert auf Planung und die Vermeidung von Fehlern. Oft arbeiten sie im Finanz- und Rechnungswesen oder im Einkauf. Pacesetter sind Antreiber. Sie zeigen und verlangen vollen Einsatz, sind sehr ausdauernd und fordernd. Häufig sind sie Bereichsleiter oder arbeiten im Vertrieb. Beide Managertypen setzen ihre Mitarbeiter zu stark unter Druck. Es gibt kaum Raum für kreative Arbeit. Innovative Ideen werden im Keim erstickt. Die Mitarbeiter sind chronisch überlastet und resignieren.

Die Prozessorientierung macht Menschen zu austauschbaren Ressourcen und verhindert Innovationen.
Die menschliche Intelligenz wird in digitalisierte Arbeitsprozesse verlagert. Menschen kommen nur noch an den Schnittstellen von Prozessen zum Einsatz. Sie sind viel teurer und weniger effizient als Computer. Schon jetzt sind digitale medizinische Diagnosen treffsicherer als die Diagnosen menschlicher Ärzte, künstliche Intelligenz kennt sich besser mit Boden und Pflanzen aus als Landwirte und Medikamenten-Apps wissen mehr als Apotheker. Barcodes auf Rechnungen ersetzen die Buchhalterin, am Telefon sprechen Sie mit Chatbots, bei McDonaldʼs mit dem Bestellterminal, an der Hotelrezeption mit dem Check-in-Automaten. Jeder Prozess, der sich in einem Skript beschreiben lässt, wird automatisiert. Mitarbeiter sind nur noch austauschbare Ressourcen.

Die Prozessorientierung führt dazu, dass Menschen zu Sklaven der Prozesse werden. Manager achten auf nichts anderes als Korrektheit und Schnelligkeit und haben kaum Gestaltungsspielräume. Sie werden hart und sehen ihre Mitarbeiter nur noch als X-Menschen, wie Douglas McGregor sie 1960 beschrieben hat. Seiner Theorie zufolge brauchen X-Menschen Autorität und Kontrolle, sonst arbeiten sie nicht. Y-Menschen hingegen sind intrinsisch motiviert, wollen etwas bewirken und voranbringen. McGregor warnte schon damals, dass US-Unternehmen zu sehr der Theorie X anhingen und ihre Leute wie Unmündige behandelten – was sie mit der Zeit auch wurden.

Hat ein Mitarbeiter eine innovative Idee, kommen die Controller und verhindern sie, da sie zu teuer ist. Die Pacesetter wiederum finden sie zu riskant, zu zeitaufwändig. Man könnte ja auch einfach ein Unternehmen kaufen, das das schon kann. Früher bemühten sich Unternehmen, alle Kompetenzen selbst im Haus zu haben. Heute wird alles ausgelagert, was keinen direkten Gewinn
abwirft – selbst die IT, die längst eine Kernkompetenz ist.

Standardisierte Menschen übernehmen standardisierte Jobs. Das spart Kosten.

Unternehmen müssen sich auf ihre Anfänge zurückbesinnen, um agil und innovativ zu werden.
Im Grunde kranken ganze Unternehmen an einer Systemneurose. Quartalsdenken ist stärker als der gesunde Menschenverstand, ein kurzfristiger Tunnelblick verdrängt nachhaltige oder neue Ideen, es herrscht eine pessimistische Grundstimmung. Solche Unternehmen brauchen eine Systemtherapie, um offen und innovativ zu werden. Sie sollten sich auf ihre Anfänge zurückbesinnen und den Mut aufbringen, frei Neues zu erforschen. Sie müssen dem Zwang widerstehen, alles sofort auf seine Effizienz hin zu überprüfen.

Hilfreich ist es, wenn Sie den vier Grundregeln des Manifests für agile Softwareentwicklung folgen:
• Menschen sind wichtiger als Prozesse.
• Es kommt mehr auf funktionierende Software als auf die Dokumentation an.
• Die Zusammenarbeit mit Kunden ist von größerer Bedeutung als die Vertragsverhandlung.
• Das Reagieren auf Veränderungen steht über dem Befolgen des Plans.

„Die Topleute eines Unternehmens dürfen nicht im Tagesgeschäft verheizt werden.“

Konkret können Unternehmen verschiedenste Maßnahmen ergreifen. Sie können Intrapreneure fördern oder Fachkarrieren ermöglichen. Oder sie entlasten Toptalente und -experten vom Tagesgeschäft und lassen sie direkt an das Topmanagement berichten. Es zahlt sich außerdem aus, wenn Leistungsträger gezielt gefördert werden. Auch das Sponsoring von Innovationsprojekten oder Förderprogramme für Minderheiten sind eine gute Möglichkeit, das Unternehmen vielfältiger und beweglicher zu machen. Besonders wichtig ist, dass Sie eine Y-Kultur schaffen, in der technische Spitzenleute Verantwortung tragen. Öffnen Sie Ihr Unternehmen zudem nach außen. Von einem Blick hinaus in die Welt profitieren Sie enorm.

Unternehmen brauchen experimentierfreudige, wissbegierige Mitarbeiter.
In der Gesellschaft ist eine X-Kultur verbreitet. Schüler, Studenten und Mitarbeiter wissen heute viel, aber sie können wenig. Das liegt am Bildungssystem. Es füttert die kristalline Intelligenz, das Faktenwissen. Wichtiger ist die fluide Intelligenz, das Anwenden und Problemlösen. In der japanischen Kampfkunst gilt das Prinzip Shu-Ha-Ri. Shu (auf Deutsch: Gehorche) steht für das Erlernen von Grundlagen und Regeln, Ha (auf Deutsch: Probiere) für das Anwenden und Experimentieren und Ri (auf Deutsch: Verlasse) für das Entdecken eines eigenen Weges. Mitarbeiter verbringen heute ihr ganzes Büroleben auf der Anfängerstufe Shu: Sie erfüllen Prozesse. Unternehmen brauchen aber mehr Ha-Mitarbeiter, die probieren, experimentieren, forschen.

Dafür braucht es mehr als Controlling und Pacesetting, nämliche echte Empathie, die Fähigkeit sich in Mitarbeiter*innen hinein zu denken, … kurz Emotionale Intelligenz.

www.ei-institut.at