Digitalisierung ist Komplexitätsmanagement

Digitalisierung ist Komplexitätsmanagement

Mit dem Steinzeithirn in die Digitalisierung

Menschen sind in komplexen Situationen meist überfordert. Dies hat vielfältige Gründe – die Wurzel liegt aber zumeist in der menschlichen Biologie, konkret Gehirnstruktur.

Dietrich Dörner[1] beschreibt in seinem Buch „Die Logik des Misslingens“:

„… dass ein Akteur in einer komplexen Handlungssituation einem Schachspieler gleicht, der mit einem Schachspiel spielen muss, welches sehr viele … Figuren aufweist, die mit Gummifäden aneinander hängen, sodass es ihm unmöglich ist, nur eine Figur zu bewegen. Außerdem bewegen sich seine und des Gegners Figuren auch von allein, nach Regeln, die er nicht genau kennt oder über die er falsche Annahmen hat. Und obendrein befindet sich ein Teil der eigenen und der fremden Figuren im Nebel und ist nicht oder nur ungenau zu erkennen.“

Die Gehirnstruktur des heutigen Menschen entspricht der Gehirnstruktur des jungsteinzeitlichen Jägers und Sammlers, der in Familienhorden lebte, Feuer besaß und zu komplexem Werkzeuggebrauch fähig war. Die Komplexität der damaligen Situationen ist aber keineswegs mit der Komplexität heutiger Situationen vergleichbar.

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Menschen sind Drogen für andere Menschen

Menschen sind Drogen für andere Menschen

Die Neurobiologie der Kooperation
von Martin Seibt

Buch bestellen: Zukunftsmodell Kooperation

Nicht erst seit Joachim Bauers Buch „Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von Natur aus kooperieren“ befassen sich die Naturwissenschaften mit Kooperation. Selbst Charles Darwin, der den „Struggle for existence“, den Kampf ums Überleben als zentraler Auslöser aller Entwicklungen bei Mensch und Tier definiert hat, stellt Kooperation als Selektionsvorteil in den Raum, selbst wenn es um das beinharte Überleben und die Reproduktion der Besten geht.
Hat uns die Evolution ein paar ganz natürliche Kooperationsmechanismen mitgegeben? Behaupten somit Stefan Klein und Joachim Bauer zu recht, dass Erfolge, die wir gemeinsam mit anderen erreichen, sehr viel lustbetonter sind?

Die Funktion der Spiegelneuronen
Seit 1992 weiß die Naturwissenschaft von der Existenz der sogenannten Spiegelneuronen. Bis zu ihrer Entdeckung waren Intuition (die Idee, zu wissen, was gleich passieren wird) und Empathie (das Einfühlungsvermögen in die Emotionen anderer) bekannt, aber nicht erklärbar. Beides, Intuition wie auch Empathie, sind für Kooperation hilfreiche Fähigkeiten und Grundlagen.
Spiegelneuronen führen zum Beispiel bei Affen primär zu einer Nachahmung des gesehenen Handelns. Auch beim Menschen sind diese Nervenzellen zur Nachahmungsleistung angelegt. Der Homo sapiens ist aber aufgrund seiner bewussten Denkleistung fähig, von dieser reinen Form der Nachahmung Abstand zu nehmen und die Leistung der Spiegelneuronen weiterführend zu nutzen. „Die so genannten Spiegelneuronen stellen die physiologische Essenz der Empathie und Mitmenschlichkeit dar. Im Gehirn eines jeden Menschen angelegt, feuern sie nicht nur bei der Ausführung eigener Aktionen, sondern auch bei der reinen Beobachtung zielgerichteter Handlungen. Der Effekt: Spiegelneuronen lassen uns nachspüren und empfinden, was andere fühlen und denken. Dank dieses Mechanismus können wir uns in den Kopf, in das Gedankengut des Gegenübers +hineinversetzen“ (Zaboura 2009, S.14).
Spiegelneuronen ermöglichen ein Resonanzphänomen, das beim Beobachtenden einer Aktion dieselben neuronalen Entladungen auslöst wie beim Handelnden. Menschen, welche die Handlungen anderer beobachten, aktivieren die Netzwerke ihrer eigenen Handlungsneuronen. Bei ihnen tritt die Resonanz genau in jenen Zellnetzen auf, die auch dann feuern würden, wenn die jeweilige Versuchsperson die entsprechende Handlung selbst ausführte. Allerdings wird die innerlich vollzogene Handlung beim Beobachtenden nicht ausgeführt. Die Spiegelneuronen spiegeln Gesehenes, überführen es aber nicht in Handlung.
Da aber alle Neuronen in unserem Körper miteinander vernetzt sind, sind alle Neuronen aktiv, die mit dem beobachteten Verhalten assoziiert sind. Wir stehen somit vor einem sozialen Phänomen, das subbewussten Körperprozessen unterliegt und sich so der kognitiven Kontrolle entzieht. So wird die Bewegung des Gegenübers auf körperliche Art und Weise nachvollzogen und gleichsam, ohne Zwischenschaltung und Vermittlung des Bewusstseins, körperlich verstanden. Gleiches passiert auf der Ebene der Gefühle. Die Fähigkeit, Mitgefühl und Empathie zu empfinden, beruht darauf, dass unsere eigenen neuronalen Systeme spontan und unwillkürlich in uns jene Gefühle rekonstruieren, die wir bei einem Mitmenschen, vielleicht nur auf Grund der Beobachtung einer Handlung wahrnehmen.
Spiegelneuronen machen Situationen – ob im Guten oder Schlechten – vorhersehbar und lassen uns ahnen, was kommen könnte. Wenn jetzt noch die singuläre Ich-Perspektive durch eine Wir-Perspektive ergänzt wird (die eine Denkleistung voraussetzt), kann ausgehend vom körperlichen Verständnis einer Handlung ein gemeinsames Handeln folgen.
Das heißt, wenn wir aufbauend auf unsere Empathie und Intuition, ausgehend von unseren eigenen Interessen, die gemeinsamen Interessen in den Blickpunkt nehmen, erreichen wir eine hohe Effizienz bei der Bewältigung von Problemen und Aufgaben in der gemeinsamen Umwelt, d.h. wir kooperieren. Wenn wir innerhalb einer Kooperation auf Intuition und Gefühle vertrauen, können wir den gemeinsamen Nutzen bestärken, untermauern bzw. absichern. Und noch viel mehr – wir können dabei Lust empfinden.

Menschen sind Drogen für andere Menschen
Die Begründung dafür ist im Motivationssystem des menschlichen Gehirns zu finden. Die Macht des Motivationssystems beruht darauf, dass die Nervenzellen dieses Systems Botenstoffe produzieren, ohne die wir uns gar nicht wohlfühlen, ja ohne die wir auf Dauer gar nicht leben können. Von anderen Menschen Vertrauen zu erleben und zu sehen, dass Mitmenschen bereit sind, in einer konkreten Situation mit der eigenen Person zu kooperieren, wird vom Motivationssystem mit einer sofortigen Reaktion beantwortet. Umgekehrt ist ein auf diese Weise in Gang gesetztes Motivationssystem ein sicheres Vorzeichen dafür, dass die Betroffenen sich ihrerseits vertrauensvoll und kooperativ verhalten werden. Dies wurde in einem konkreten Experiment augenscheinlich nachvollzogen: Während die Probanden entscheiden mussten, ob und wie viel sie für gute Zwecke spenden wollten, vermaßen die Wissenschaftler ihre Gehirntätigkeit und entdeckten, dass im Moment des Gebens dieselben Hirnareale aktiv sind, die auch die Freude über ein Geschenk auslösen. Das im Mittelhirn lokalisierte Motivationssystem schüttet bei erlebter Fairness, Vertrauen und Sozialer Akzeptanz sogenannte Wohlfühl-Botenstoffe an den Synapsen der beteiligten Nervenzellen aus. Dies sind Dopamin (der Botenstoff, der auch bei Drogenkonsum ausgeschüttet wird) und körpereigene Opioide. Gleichzeitig reichen die Nervenverbindungen auch in Regionen in denen die Bindungshormone Oxytocin und Vasopressin zirkulieren. Somit ist biologisch eindeutig nachvollziehbar: Wir erleben Wohlbefinden, wenn wir Vertrauen erleben und wenn wir etwas für andere tun, richtet sich unser Gehirn offenbar darauf ein, unsere Beziehung zu diesen Menschen zu festigen.

Kooperation in der Natur
Kooperation findet in der Natur in vielfacher Form statt. Eines ist all diesen Kooperationsformen gleich: Das Eigeninteresse (Egoismus) ist dem gemeinsamen Interesse (Altruismus), meist zeitweise, untergeordnet.
Ziel dabei ist, die eigene biologische Fitness (Überleben, Nahrung, Fortpflanzung) im Moment oder für die Zukunft zu stärken. Kooperation ist im biologischen, wie auch im wirtschaftlichen Sinne eine praktikable Lösung, um sich schneller an veränderte Lebens- und Umweltbedingungen anzupassen. Aus all diesen Kooperationen in der Natur kann man folgende Tipps für kooperatives Handeln in Unternehmen ableiten:

• Mit klaren Regeln „kämpfen“.
• Am Beginn viele und kurzfristige Angebote bieten.
• Durch Vorleistung Vertrauen schaffen.
• Kooperation ausführen, wenn die anderen hinsehen.
• Vorleistung und Kooperation der anderen beachten.
• Kommunikation geht Kooperation voraus.
• Jeder sollte wissen, wo sein Platz, was sein Aufgabengebiet ist.
• Exakte Kommunikation ist Bedingung für Koordination.
• In der Gelassenheit und Beharrlichkeit liegt die Kraft.
• Erfolgreiche Kooperationen entstehen nicht von heute auf morgen.
• Kooperationen brauchen Ziele, die nach Erreichen auch gemanagt werden können.

Literatur:
Nadia Zaboura (2009): Das empathische Gehirn. Spiegelneuronen als Grundlage menschlicher Kommunikation. Verlag für Sozialwissenschaften
Stefanie Widmann und Martin Seibt (2016): Zukunftsmodell Kooperation: Leitgedanken und Erfolgskriterien für Unternehmen und Organisationen, 2. Auflage, Publicis Pixelpark

Arbeiten Sie schon 4.0?

Arbeiten Sie schon 4.0?

Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt – so viel ist sicher. Mit mehr Digitalisierung braucht es aber nicht weniger, sondern mehr: Mehr Mensch, mehr Menschlichkeit, mehr Kooperation, mehr Weiblichkeit, mehr Verständnis füreinander, mehr Potenzial.

Zwei aktuelle Artikel zeigen dies nachvollziehbar auf:

http://www.xing-news.com/reader/news/articles/361282?link_position=digest&newsletter_id=14931&xng_share_origin=email

http://www.forbes.com/sites/forbescoachescouncil/2016/07/28/what-employers-look-for-in-future-leaders/?xing_share=news#4376dae9592a  

Es braucht nicht mehr Frauen in Führungspositionen, sondern vor allem mehr weibliches Führungsverständnis – flache Hierarchien und Kooperative Führung.

So könnte dies aussehen: Neues Kooperatives Führen

 

Menschen sind Drogen für andere Menschen

Zukunftsmodell Kooperation

pünktlich zum Erscheinen der 2. Auflage gibt es auch gleich 2 Events:

Cover7. JuniNetzwerkfrühstück mit Mag. Renate Sallaberger. Zum ungezwungenen Kontakte-Knüpfen lädt die Experts Group Kooperation und Netzwerke der Fachgruppe UBIT am 7. Juni: Das beliebte Netzwerkfrühstück findet von 8.30 bis 11 Uhr im Penthouse A des WIFI Salzburg statt und ist offen für alle Interessierten.

Eröffnet wird die Veranstaltung mit einem Business-Impuls in Form eines Interviews: Mitorganisator Mag. Martin Seibt spricht mit der Expertin für Unternehmenskommunikation Mag. Renate Sallaberger von der Ideenstadt zum Thema „In der Sprache liegt die Kraft: Meine Wirkung durch Sprache gestalten“.

14. Juni„Die Neurobiologie der Kooperation“ um 8.30 Uhr mit anschließendem Frühstück (bis 10:00 Uhr) zum gemeinsamen Netzwerken und Kooperationen schmieden.
Regus Business Center Salzburg (Eberhard-Fugger-Str. 3/1, 5020 Salzburg)

zum Buch: Zukunftsmodell Kooperation

 

Lernlust

Lernlust

Was ein Top-Manager und ein Neurobiologe zu den Anforderungen an unsere individuelle und berufliche Zukunft sagen:

Topmanager Peter M. Endres:

  • In Sachen Beziehung gelten in der Firma die gleichen Regeln und Gesetze wie im Privatleben.
  • Emotionen gehören an den Arbeitsplatz, denn nur so machen wir nachhaltige Erfahrung.
  • Der Verzicht auf „Politik“ in der Firma bringt einen Wettbewerbsvorteil.
  • Mentoring-Programme sind dann erfolgreich, wenn ehrliches Interesse und eine gemeinsame Zielsetzung vorhanden sind.
  • Das Unternehmensziel „enge Vernetzung von möglichst unterschiedlichen Mitarbeitern“ sollte auf Platz eins stehen. Wachstum und Ertrag sind ein Ergebnis.
  • Gute Netzwerke in der Firma bringen Erfahrungen, die unter die Haut gehen und die uns ein Leben lang begleiten. Auf dieser Basis entsteht Gemeinsinn, der einen Wettbewerbsvorteil darstellt.

Neurobiologe Gerald Hüther:

  • Unser Gehirn ist ein soziales Konstrukt
  • Jeder einzelne Mensch ist einzigartig, aber jeder ist erst durch andere zu dem geworden, was er ist.
  • Psychosoziale Kompetenz ist die Schlüsselkompetenz für die Entfaltung individueller Potenziale.
  • Unser Gehirn hat längst eine Lösung für das Wachstumsproblem moderner Gesellschaften gefunden: Nicht durch Größenzunahme, sondern durch fortwährende Intensivierung der Beziehungsgeflechte zwischen den Nervenzellen ist unbegrenztes Wachstum möglich.
  • Gemeinschaften, die durch äußeren Druck zusammengehalten werden, zerfallen wieder, sobald dieser äußere Druck nachlässt.
  • Um die in ihnen angelegten Potenziale entfalten zu können, brauchen menschliche Gemeinschaften eine sinnbietende Orientierung.

Also Lernen und Arbeit sollten Sinn machen – diesen Sinn kann jede(r) in sich und in seinem Umfeld schaffen – es ist zwar vielleicht nicht immer ganz einfach, aber es geht.

Fortsetzung folgt!

Gene – Talente – Chancen – wie manage ich (m)ein Talent?

Gene – Talente – Chancen – wie manage ich (m)ein Talent?

Markus Hengstschläger – am 25.9.2015 bei einem Vortrag im Wifi Salzburg:

Vor 100 Jahren Wissens Verdopplung in 100 Jahren – Heute Verdopplung in 24 Stunden.
Wie können wir uns für Morgen vorbereiten? Weil wissen tun wir es nicht.

Wenn man die Zukunft nicht kennt muss man in der Gegenwart individuell aufgestellt sein. Aus der Evolution wissen wir: Um so mehr Verschiedene in der Pfütze sind, um so eher wird wer dabei sein, der eine Antwort hat auf eine frage die erst morgen kommt.

D.h. optimal verteilen – wenn’s in der Gegenwart möglichst verschiedene gibt, sterben wir morgen nicht aus.

Genetische Leistungsvoraussetzung – Gene sind Bleistift und Papier
Aber: Ohne üben geht’s nicht – aber Talent entdecken und dort Üben, dort, wo es genetische Leistungsvoraussetzung gibt – weils halt einfacher ist.

Wie kommt man da drauf?

  • Stärken, stärken!
  • Bei Schwächen: Aktiver Verzicht von den Dingen, die mehr wären, als unbedingt notwendig.
  • Individualist darf kein Verlierer sein. Eher die Frage: Was ist der Beitrag dieses Talents zur Lösung unserer Probleme in der Zukunft.
  • Ehrlichkeit im Talentmanagement – Ehrlichkeit im Feedback.
  • Stärkung der intrapersonalen Intelligenz  und dann interpersonelle Kompetenz, um mit jemand, der unterschiedlich ist, ein Team zu sein.

Wir formen gemeinsam ein Seil, mit dem wir gemeinsam den Karren aus dem Dreck ziehen.

Nicht jeder einzeln, sondern alle gemeinsam ziehen – auch wenn ein einzelnes Seil reißt – das gemeinsame Seil zieht.

LernlustIn eine ähnliche Richtung gehen auch die Auführungen von Peter M. Endres und Gerald Hüther im neuen Buch „Lernlust“ und auch die Erfahrungen und Idee von André Stern: „Ausgelebte Begeisterung hat ein Nebenwirkung: Die Kompetenz.“
Am 11.10.2015 um 11:00 Uhr bei den Medientagen Mauterndorf.